Beiträge zur Flora von Schleswig-Holstein

– Ergänzungen zur Liste der Farn- und Blütenpflanzen –


Geraniaceae

Erodium cicutarium agg.

Erodium cicutarium (L.) L'Hér. subsp. dunense Andreas
Strand-Reiherschnabel

Synonyme  
  

Erste Erwähnung: – 
Quelle:

Einführungsweg:
Status:i

Kommentar

Bestimmungskritische Artengruppe.

  • Es liegen aus Schleswig-Holstein zahlreiche Angaben von den Küsten vor, die als "Erodium ballii" eingegeben wurden (1993-2016, WINART 2016). Diese sind jedoch als E. cicutarium subsp. dunense zu interpretieren.
    E. ballii Jord. ist im Sinne Jordans (1852: 44) zwar als Synonym des E. lebelii Jord. zu verstehen, tatsächlich ist jedoch davon auszugehen, dass die Bezeichnung der Küstenpflanzen Schleswig-Holsteins als "E. ballii" auf einer korrekten Anwendung des Schlüssels der Exkursionsfloren jener Zeit beruht (z.B. Mory ["Rothmaler"]1994: 363, Senghas & Seybold ["Schmeil-Fitschen"]1993: 288). Diese beschreiben "E. ballii" [auct.] primär als drüsige Form des E. cicutarium, der in den genannten Schlüsseln eindeutig von E. lebellii abgegrenzt wird, Mory (a.a.O.) stellt überdies zu ihrem "E. ballii" den E. cicutarium subsp. dunense in die Synonymik. Letztgenanntes Taxon wurde von Andreas (1947: 198) als drüsige Unterart des E. cicutarium verstanden, mit etwas armblütigeren Infloreszenzen sowie etwas kleineren Blüten. Die Abgrenzung zum ebenfalls deutlich drüsigen, armblütigen E. lebelii (bei Andreas "E. glutinosum Dum." genannt) geschieht am deutlichsten über die Gestalt der Merikarpien.

  • Während Stace (2019: 375) solche als "E. cicutarium subsp. dunense" bezeichneten Pflanzen aufgrund morphologischer Übergänge jedoch eher als Ökotyp der Küsten ansieht, der in E. cicutatarium (s.str.) einzubeziehen ist, folgt aktuell Duistermaat (2020: 442) der taxonomischen Trennung auf Subspezies-Niveau, auch wenn "de volgende ondersoorten zijn morfologisch niet altijd met zekerheid te benoemen". Zur Begründung wird auf Zonneveld (2019: 38) verwiesen, der unterschiedliche Genom-Größen festgestellt hatte.

  • In Deutschland hatten Buttler & Hand (2008: 23) erkannt, dass E. ballii Jord. (1851: 44) synonym zu E. lebelii Jord. (1851: 47) ist, in der Folge wurden damit jedoch alle E. ballii-Angaben nachträglich ohne Berücksichtigung der jeweiligen taxonomischen Referenz pauschal dem E. lebelii zugeordnet. Auch in der Referenzliste des BfN (2020) wird nun "Erodium ballii" wie auch fälschlicherweise E. cicutarium subsp. dunense als Synonym des E. lebelli angesehen, womit Angaben zum drüsigen E. cicutarium das Bild eines an den Küsten Schleswig-Holsteins anzutreffenden E. lebelii vortäuschen. Diese zählen jedoch i.S. eines "E. ballii auct." (z.B. sensu Mory) zu E. cicutarium.

  • Pflanzen von Föhr, Amrum, Sylt oder Helgoland konnten diesbezüglich überprüft werden, für diese kann in Übereinstimmung mit Duistermaat (a.a.O.) der Name E. cicutarium subsp. dunense Anwendung finden (pers. Beobacht., jh). Für die Pflanzen der Ostseeküste ist dies auch deshalb anzunehmen, da E. lebellii eine westliche Art ist, deren Vorkommen sich vom Atlantik bis in die südliche Nordsee zu den west- (und ost ?-) friesischen Inseln erstreckt (Andreas 1947: 201, sub. E. glutinosum).

  • Von älteren Angaben zum Komplex des E. cicutarium könnten solche für eine "var. immaculatum" (W. Christiansen 1953: 323) als pro-parte-Synonym der subsp. dunense aufgefasst werden, in jedem Fall handelt es sich bei letzterer um eine einheimische Sippe.


Stand: 10-11-2023   Bearbeiter: jh