Beiträge zur Flora von Schleswig-Holstein

– Ergänzungen zur Liste der Farn- und Blütenpflanzen –


Asteraceae

Tripleurospermum maritimum agg.

Tripleurospermum maritimum × T. inodorum
Schein-Strandkamille

Synonyme  Tripleurospermum maritimum (L.) W. D. J. Koch × T. inodorum (L.) Sch. Bip.
Tripleurospermum maritimum (L.) W. D. J. Koch × T. perforatum (Mérat) M. Laínz
  

Erste Erwähnung: – 
Quelle:

Einführungsweg:
Status:i

Kommentar

  • Ein großer Teil der für Schleswig-Holstein als "T. maritimum" bezeichneten Pflanzen (Deutschlandflora - Schleswig-Holstein-Portal, WINART) erfüllt nicht die Kriterien für diese Art:

    1) meist flacher Wuchs mit basaler Verzweigung
    2) sukkulente und rel. breite Blatt-Endabschnitte (zu definieren über das Verhältnis Länge / Breite der Endabschnitte)
    3) längliche Öldrüsen auf den Cypselae ("Achänen", L / B > 1,5)
    4) als schwächeres Merkmal: kurze Zungenblüten (< Ø der Scheibe)

    Echte Strandkamillen sind v.a. auf Helgoland verbreitet anzutreffen, einzelne Funde auf Fehmarn (TK 1532) oder von Angeln (TK 1225, TK 1326) passen ebenfalls ins Bild (pers. Beobacht., jh).
    Viele andere Pflanzen der Nord- u. Ostsee sind zwar im Habitus dem T. maritimum ähnlich, zeigen teils auch leichte Blattsukkulenz, i.d.R. jedoch runde Öldrüsen. In der Wuchsform sind stellenweise Übergänge zu strandnahen Populationen der T. inodorum (perforatum) zu sehen. Für diese erscheint "T. maritimum agg." eine angemessene Benennung.

  • In Übereinstimmung mit Stace (2019: 798) könnten solche Übergangspflanzen vorläufig als Hybriden angesehen werden, Hand & al. (2023a) verwenden hier die Hybridformel Tripleurospermum inodorum × maritimum.
    Stace sieht auch aufgrund der hohen Fertilität der Hybride Zweifel am bisherigen Artkonzept. Eine Alternative hatte bereits Applequist (2002) mit der Kombination eines T. maritimum subsp. inodorum (L.) Appleq. vorgestellt.
    Eine binomiale Benennung der vermuteten Hybride wie auch eine grundlegende Bearbeitung des Komplexes insgesamt über das gesamte Verbreitungsgebiet steht noch aus.

  • Dieses Problem war bereits W. Christiansen (1953: 454) bekannt, der echte (Matricaria) maritima v.a. von Helgoland kannte. In den Pflanzen anderer Küstenstandorte vermutete er Übergangsformen i.S. einer "var. salina (Rchb.) Lange".
    Tatsächlich geht diese Varietät auf Wallroth (122: 485) zurück (nicht Reichenbach), der ein Pyrethrum inodorum [(L.) Moench] var. salinum beschreibt, mit linearen Blattfiedern und niederliegenden, rot überlaufenden Stängeln. Diese sei von Pyrethrum maritimum Sm. nicht zu unterscheiden und daher zu einem polymorphen P. inodorum zu stellen. Diese Auffassung wird von Lange (1859: 550, Matricaria inodora var. salina (Wallr.) Lange) übernommen.
    Die inhaltliche Interpretation dieser Varietät ist jedoch schwierig, auch weil die den genannten Autoren zu Grunde liegende Vorstellung eines Pyrethrum / Tripleurospermum maritimum unklar bleibt.


Stand: 10-11-2023   Bearbeiter: jh